BLOG.Kamel
Sei informiert! Kamelhaar mit ruhigem Ge*Wissen tragen
Der Siegeszug eines biblischen Rohstoffes
Im ältesten Evangelium nach Markus heißt es:
„Johannes aber war bekleidet mit Kamelhaaren und mit einem ledernen Gürtel um seine Lenden, […].“
(Mk 1:6)
Popularität erlangte reines Kamelhaar aber erst 1700 Jahre später, bevor es Ende des 19. Jahrhunderts durch den britischen Modekonzern Jäger zum Stoff der Stoffe avancierte und schließlich den Siegeszug in den USA um 1920 feierte. Dabei war Kamelhaar erstes Material für Studenten-Uniformen an Elite-Unis der US-Ostküste und fand Einzug im elitären Polosport.
In den 1980ern boomte Kamelhaar erneut. Der legendäre Kamelhaarmantel galt als Statussymbol, überwiegend in der Herrenbekleidung.
Gegenwärtig finden wir diesen wunderbaren Rohstoff nur dünn gesät. In unserer Manufaktur *Die Haube* verarbeiten wir es – bestes, nachhaltiges mongolisches Kamelhaar zu einzigartigen Kamelhaar Hauben. Zu den Kamelhaar Hauben
Das baktrische Kamel mit zwei Höckern
In der mongolischen Wüste Gobi, bis zum hohen Altai Gebirge leben derzeit ca. 250.000 Trampeltiere. Baktische Kamele mit zwei Höckern, die Rohstofflieferanten für unsere Kamelhaar Hauben.
Das einhöckrige Dromedar aus Afrika und Vorderasien hat gröberes, gekräuseltes Haar und ist für weiche Stoffe und Garne in der Textilbranche weniger gut geeignet.
Tierschutz und Sozialwohl stehen an erster Stelle
„Wenn es um Rohwolle geht, haben in unserer Manufaktur Tierschutz und Sozialwohl oberste Priorität“, so Firmenchef Michael Schenk.
Kein Rohstoff ist es wert, dass ein Tier dafür leidet. Bei Kamelhaar ist diese Sorge gering, denn die Edelfasern werden auf ganz natürliche Weise gewonnen. Edel, da es sich um Proteinfasern handelt, die eher selten sind, wie Yak oder Kaschmir. Zudem bedeutet es einen hohen Aufwand, die feinen Fasern zu gewinnen.
Für 100 Gramm Kamelwolle, von der Rohwolle bis zum Garn, mit sortieren, Sand ausschütteln, kardieren, spinnen, zwirnen und waschen fallen rund 6 Arbeitsstunden an. Für Textilien gilt daher, je höher der Anteil des teureren Kamelhaarflaumes, desto teurer und hochwertiger ist auch das Produkt.
Kamelhaar kühlt oder wärmt nach Bedarf
Kalte Nächte und heiße Tage prägen das raue Klima in der Mongolei. Dafür ist das genügsame Tier mit einer natürlichen Klimaanlage ausgestattet. Tagestemperaturen jenseits der 50°C und nachts weit unter Null reguliert das Haarkleid perfekt.
Das Fell kühlt oder wärmt, je nach Bedarf und sorgt für eine gleichbleibende Temperatur. Eine bemerkenswerte Eigenschaft, die auch unsere handgearbeiteten Kamelhaarhauben haben.
Weiters nimmt Kamelhaar dank der Holfaserstruktur bis zu 45% Feuchtigkeit des Eigengewichts auf und hat damit ein noch größeres Wärmerückhalte- und Abgabevermögen als Schurwolle. Bei Hitze wird Wärme nach außen transportiert, bei Kälte wird Luft isoliert, dass die Haut nicht friert.
Außerdem ist Kamelhaar sehr leicht, widerstandsfähig und gilt als unverwüstlich. Selbstreinigend, antirheumatisch und für Allergiker bestens geeignet, da die Haare nahezu wollfettfrei sind.
Besonders beliebt und selten ist Baby-Kamelhaar, das besonders weiche und feine Brusthaar des ersten Felles von Jungtieren. Mit 17-19,5 Mikron (Tausendstel eines Millimeters) liegt Baby-Kamelhaar sehr nahe bei Kaschmir (14-21 Mikron).
Zum Vergleich: Menschenhaar hat rund 35-80 Mikron. Das Kamelflaumhaar der Trampeltiere hat im Schnitt 20 bis 25 Mikron, ähnlich wie Merinowolle.
Wolle klauben – eine wunderbare Tradition
Im Winter haben Trampeltiere ein sehr dickes Fell mit teilweise langem Behang. Nur einmal im Jahr, zwischen März und Juni findet der Fellwechsel statt. Ein ausgewachsenes Tier liefert jährlich ungefähr 5 kg Haare. Die Wolle fällt dabei büschelweise, Stück für Stück vom Kamel selbständig ab und Hirten klauben sie vom Boden auf.
Nach dem Klauben wird zuerst das Flaumhaar händisch vom Grannenhaar getrennt. Grannenhaar ist das steife, lange Deckhaar der Brust eines Kamels. Es eignet sich eher für Teppiche und sonstige Nutzgegenstände.
Das feine Flaumhaar ist das Unterfell des Kamels und deutlich weicher. Es ist sehr trocken mit einer höheren Faserlänge und enthält kein Wollwachs. Daher ist es im weiteren Verarbeitungsprozess, dem Kardieren, Kämmen und Verspinnen recht unkompliziert. Selbst Sand und andere natürliche Verunreinigungen fallen leicht heraus.
Das natürliche Farbspektrum der finalen Rohwolle reicht von hellem sand, braun bis hin zum seltenen schwarz. Meist in klaren Naturfarben, da es für den Färbeprozess nur bedingt geeignet ist.
Nach dem Fellwechsel sind die Kamele fast nackt. Man kann die einzelnen Knochen, Muskeln und Sehnen sehen. Ab ungefähr Juli haben die Tiere wieder ein komplettes neues Kurzfell, das dann bis zum Winterende immer dicker und länger wird.
Wichtig ist selbstverständlich auch die artgerechte Haltung und Pflege der Tiere. So leben die Tiere in Herden auf Kamelfarmen und nicht in Massentierhaltung. Zwischen den Fellwechseln darf es zu keiner Schur kommen. Im Rahmen der Massentierhaltung ist das leider ab und an der Fall – Produkte dieser Art werden in unserer Manufaktur nicht verarbeitet.
Lebensgrundlage für Nomaden
Die abgeworfenen Haare der Tiere haben für Nomaden einen hohen Wert. Der Verkauf der wertvollen Haare trägt oft erheblich zum Lebenserhalt bei. Daher liegt den Besitzern viel am Wohl der Kamele.
Nebenher werden die nützlichen Tiere auch als wichtiges Transport- und Fortbewegungsmittel in der Wüste genutzt und werden so dem Namen „Wüstenschiff“ mehr als gerecht. Zugleich liefern sie wertvolle Milch. Kamelmilch ist sehr gesund, fixer Bestandteil der Pharmaindustrie und wird teils als Medizin verwendet. Sie ist leicht und dünnflüssig. Einerseits zwar sehr fett, andererseits enthält sie eine Vielzahl wichtiger Vitamine.
Interessant ist dennoch, dass diese wunderbaren Tiere in der Steppe und Wüste beheimatet sind. Denn die Tiere brauchen frisches Gras um gesund zu bleiben. Da dies in der Wüste natürlich selten ist, wechseln die Hirten häufig den Standort.
Unser Kamelhaar von Noble Nomads – Details dazu folgt!
Filmtip
„Die Geschichte vom weinenden Kamel“
Ein wunderbarer Dokumentarfilm der mongolischen Regisseurin Byambasuren Davaa und ihrem italienischen Kollegen Luigi Falorni.
Die Geschichte handelt von einer Nomadenfamilie in der Wüste Gobi, die mit ihrer Schafherde und einem neugeborenen, weißen Kamel lebt, das von der Mutter verstoßen wurde. Durch die Musik einer Pferdekopfgeige und dem sogenannten Hoos-Ritual gelingt es, dass die Kamelmama ihr Junges am Ende annimmt.